Biologische Vielfalt - Worum geht es?
Mit dem Begriff „Biologische Vielfalt“, oder auch „Biodiversität“ wird die Vielfalt allen Lebens auf der Erde beschrieben. Hierzu gehört nicht nur die Vielfalt der verschiedenen Lebewesen – Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen, Pilze – sondern auch die verschiedenen Lebensräume, an die sich die Lebewesen im Zuge der Evolution angepasst haben. Zum Schutze dieser Biologischen Vielfalt wurde 1991 in Rio de Janeiro die UN-Konvention über die Biologische Vielfalt unterzeichnet.
Diese Konvention ist weitaus weniger bekannt als die Klimakonvention, aber nicht minder bedeutsam: bildet doch der Erhalt der biologischen Vielfalt die Grundlage des Überlebens auf der Erde. Auch sind die beiden Konventionen in ihrem Schutzziel sehr eng verknüpft, denn die Klimaerwärmung stellt das Überleben vieler Arten auf der Erde vor neue Herausforderungen. Wie viele Arten es genau auf der Erde gibt, weiß niemand. Geschätzt werden allein 15 Millionen Pflanzen- und Tierarten. Viele Arten werden vermutlich verschwinden, ohne dass wir sie je kennen gelernt haben.
Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Ökosysteme verschwinden vor unseren Augen. Wüsten breiten sich aus. Feuchtgebiete gehen verloren. Jedes Jahr verlieren wir zehn Millionen Hektar Wald. Die Ozeane sind überfischt - und ersticken im Plastikmüll. Das Kohlendioxid, das sie aufnehmen, lässt die Meere versauern. Korallenriffe sind gebleicht und sterben ab. Die Luft- und Wasserverschmutzung fordert jährlich neun Millionen Todesopfer - mehr als das sechsfache der derzeitigen Pandemie. Und da Menschen und Viehbestände immer weiter in die Lebensräume von Tieren eindringen und wilde Gebiete zerstören, könnten vermehrt Viren und andere Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen übergehen.
Antonio Guterres, Rede: The state of the planet (2020)
Was tun die Kirchen?
Die Umweltbeauftragten der Landeskirchen setzen sich dafür ein, dass kirchliche Grundstücke artenreiche Lebensräume bieten. Kirchliche Friedhöfe stellen insbesondere in Großstädten und Ballungsräumen grüne Oasen dar, die zahlreichen Pflanzen und Tieren Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten bieten. In ländlichen Regionen, in denen die intensive Landwirtschaft das Landschaftsbild eintönig und ausgeräumt erscheinen lässt, sind Friedhöfe ebenfalls häufig ein Rückzugsort zum Beispiel für Insekten und Vogelarten geworden. Kirchen besitzen landwirtschaftliche Pachtflächen. Im Dialog mit den Pächtern können Kriterien für eine Bewirtschaftung dieser Flächen vereinbart werden, die den Erhalt der Insektenvielfalt ermöglichen und Lebensräume für Wildpflanzen, Vögel und weitere Tiere erhalten oder neu entstehen lassen. Aber auch die Außenanlagen um Kirchen und andere kirchliche Gebäude können - mit heimischen Stauden und Gehölzen bepflanzt - ein wichtiger Lebensraum sein.
... eigentlich ist die Sache ganz einfach. Über Jahrzehnte haben wir die Landschaft ausgeräumt - jetzt müssen wir sie wieder einräumen.
Christiane Grefe, Gärtnern für die Revolution, in DIE ZEIT, 10.02.2022