Als Kirche brauchen wir jetzt verbindliche Klimaschutzziele

Die EKD-Beauftragte für Schöpfungsverantwortung, Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, hat in einer Videobotschaft auf die Bedeutung der am 1. September beginnenden „Schöpfungszeit“ hingewiesen

Park mit Kirche im Hintergrund

Diese fünf Wochen im Kirchenjahr laden dazu ein, den Blick auf die Welt als Schöpfung zu richten, sie zu achten und zu schützen und den Menschen wieder neu als Teil der Schöpfungsgemeinschaft zu verstehen.

 

Unsere Welt sei, wie Wissenschaftler weltweit immer wieder betonten, mittlerweile im Anthropozän angekommen; einer Phase in der Geschichte der Erde, in der die Menschheit das globale ökologische System auf grundlegende, verheerende Weise verändern könne. Angesichts von Dürren, Hitzerekorden, Waldbränden und Überschwemmungen sei unübersehbar: Wir leben in einer menschengemachten Klimakrise, die alles Leben auf unserem Planeten gefährde. Deshalb gelte, so Kühnbaum-Schmidt: „Die menschliche Freiheit, das Leben und Gottes Schöpfung zu genießen und zu gebrauchen, schließt die Verantwortung ein, achtsam mit unserer Mitschöpfung umzugehen und sie für kommende Generationen zu erhalten. Gerade im Blick auf Fragen weltweiter Klimagerechtigkeit müssen wir uns deshalb auch unbequemen Fragen stellen, wie z. B. der Frage, ob wir bereit sind, als Länder im globalen Norden größere Lasten bei der Vermeidung von Treibhausgasemissionen zu tragen als die Länder des globalen Südens. Sind wir auch bereit, einen bescheideneren und nachhaltigeren Lebensstil zu pflegen und dies nicht als Einschränkung, sondern als angemessenen Umgang mit unserer globalen Situation positiv zu bewerten und dies auch in unserem Land sozial gerecht zu gestalten?“ fragt die Landesbischöfin. Es gehe darum, die Bewohnbarkeit unseres Planeten zu bewahren.

„Auch als evangelische Kirche in Deutschland sollten wir hier deutliche Schritte gehen“, so die Landesbischöfin. „In den Landeskirchen brauchen wir jetzt verbindliche Klimaschutzziele, die engagiert umgesetzt werden. Einige Landeskirchen haben sich diese Ziele bereits gesetzt, andere arbeiten engagiert daran. Und als EKD sollten wir gemeinsam mit den Gliedkirchen noch 2022 ambitionierte Zielperspektiven einer baldigen Treibhausgasneutralität entwickeln.“

Im Hinblick auf die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, an der die Landesbischöfin als Delegierte teilnimmt, sagt sie: „Der ‚Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens‘, der die Mitgliedskirchen des ÖRK in Karlsruhe zusammenführt, ist auch ein Pilgerweg für Klimagerechtigkeit, Frieden und Zukunft für unsere Geschwister auf der Südhalbkugel, die unter der globalen Erwärmung am meisten leiden. Gott selbst kommt in die zerrissene, leidende Schöpfung, um sie zu versöhnen und zu einen. Diesen Weg gehen wir mit ihm.“

In der jetzt beginnenden fünfwöchigen Schöpfungszeit, die 1989 durch den orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel Dimitrios initiiert wurde, seien wir mit jeder Aktion und jeder Andacht Teil der weltweiten christlichen Gemeinschaft, die Gottes Schöpfung liebe und erhalten wolle. „Für mich ist das ein ermutigendes Zeichen“, schließt die Landesbischöfin ihrer Videobotschaft.